100 Jahre Stadtbad Halle. Europäisches Kulturdenkmal und aktive Sportstätte.
Eine Tagung des Fördervereins Zukunft Stadtbad Halle (Saale) e.V., des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt und der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaften.
Halle (Saale) 9.–10. Oktober 2015
Der Anlass für die Tagung
Das historische Stadtbad in Halle, dass 2016 100 Jahre feiert, ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Stadt und bis heute eine wichtige Gesundheitsstätte der Hallenser. Über die Jahrzehnte hat sich ein erheblicher Investitionsstau gebildet – mehrmals drohten Schließung und Verfall. Um die Zukunft des Stadtbades dauerhaft zu sichern, bedarf es an erheblichen aktiven und finanziellem Engagements. Die Tragweite von Bäderschließungen ist nur partiell abzuschätzen. Aspekte, wie der Rückgang der körperlichen Leistungsfähigkeit von Kindern, die steigenden Zahlen der Nichtschwimmer und der tödlichen Schwimmunfälle sind aktuelle denn je.
Die Fachtagung möchte verdeutlichen, welche Bedeutung historischen Bädern als Kulturdenkmale und aktive Sportstätten zukommt und welche Entwicklungs- und Betreibungsmöglichkeiten ganz konkret im halleschen Stadtbad als Sport-, Bewegungs- und Gesundheitszentrum liegen.
Zentrale Eckpfeiler des gesellschaftlichen Lebens verbinden diese historischen Bäder: Kultur und Sport. Beides ergänzt und stärkt sich und sinnvolle Synergieeffekte können für umfassende Nutzungsstrukturen gewonnen werden.
Stimmen zur Tagung
Prof. Dr. Alexandre Kostka (Université de Strasbourg)
Referent zum Thema: Europäische Dimensionen der Volk- und Stadtbadarchitektur am Beispiel Strasbourg
„Die Tagung war für mich extrem interessant und hilfreich: sie hat es erlaubt, Vergleichspunkte mit Strasburg zu finden, und technische Kenntnisse zu erwerben, die eine kulturgeschichtliche Perspektive ergänzen. Besonders hilfreich waren die Beiträge zur « Kooperation im Quartier » von Herrn Gernot Lindemann und die Benchmark- Sektion (mit Best-Practice-Beispielen aus Darmstadt, Zwickau, Nordhausen und Gotha).“
Prof. Dr. Reinhold Sackmann (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
Referent zum Thema: Stadtbäder: Schöne Landmarken für Städte in der Weltgesellschaft?
„Die Praxisvorträge von Betreibern in Darmstadt, Nordhausen, Zwickau und Gotha haben gezeigt, dass es hervorragende Betreibermodelle historischer Stadtbäder in (Ost-)Deutschland gibt. Die (Kunst-)historischen Vorträge belegten, dass das Hallesche Jugendstilbad zu den interessantesten derartigen Objekten in Deutschland gehört. Herr Lindemann hat eine Reihe von interessanten Konzepten zu quartierbezogenen technischen Lösungen vorgetragen, die Fixkosten deutlich reduzieren könnten. Es ist derzeit noch nicht erkennbar, ob der vom Oberbürgermeister beschworene Konzern der Stadt Halle zu einem unternehmerischen Konzept in der Lage ist, das über die buchhalterischen Angaben zur in den letzten Jahren lieblosen Verwaltung des Objektes hinausweist.“
Dr. Heidi Ritter (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg)
„Es war eine klug zusammengestellte Konferenz, zu der Fachleute aller notwendigen Richtungen vom Stadtplaner, zum Techniker, zum Badbetreiber u.a. eingeladen waren. Man hatte ein gemeinsames Anliegen. Die Neuaufstellung des Historischen Stadtbades Halle ist jetzt schon soweit vorangetrieben worden, dass man auf die Realisierung vertrauen möchte! Dem Förderverein weiterhin viel Kraft und gute Ideen.“
Annette Engel-Adlung (Geschäftsführerin Badbetreibung Stadt-Bad Gotha)
„Die Interdisziplinäre Tagung des Fördervereins Zukunft Stadtbad Halle / Saale e.V. war geprägt von der Vielfältigkeit des Themas „100 Jahre Stadtbad Halle – Europäisches Kulturdenkmal und aktive Sportstätte“. Ausgehend von den Vorführungen längst vergangener Schwimmtechniken über die Darstellungen historischen Badens zur Zeit der Jugendstilarchitektur und der damit verbundenen kulturhistorischen Bedeutung in den jeweiligen Städten u.a., war überaus gelungen. Der Austausch mit den Referenten, und in meinem Fall auch der Jugendstilbad – Kollegen, war ein großer Gewinn.
Als Geschäftsführerin einer Badbetreibung, die den großen Schritt der Sanierungen bereits erfolgreich gemeistert hat, beeindrucken mich die vielen Initiativen und Bemühungen für das Stadt-Bad Halle, auch im Hinblick darauf, dass ich mit Halle persönlich in besonderer Weise verbunden bin.
In meinem Vortrag sprach ich öfters von dem enormen Zuspruch unseres Jugendstil – Bades in der Bevölkerung Gothas. Neben den sachlichen und fachlichen Themen ist es aus meiner Sicht wichtig, die Verbundenheit der Hallenser zu präsentieren und dem Wunsch nach Erhalt und Sanierung ein Gesicht zu geben. Dies kann neben wirtschaftlichen Themen ein Gewicht bei einer Sanierungsentscheidung sein und die Nutzung in der Zukunft optimistisch einschätzen.
Das Stadtbad Halle ist ein Kleinod, ein Schmuckstück, ein einmaliges Zeitzeugnis in unserer Bäderfamilie.
Für alle Unterstützungen, die wir als „Junior-Partner“ nach einem Jahr Badebetrieb in Gotha geben können, stehen sehr gern zur Verfügung.“
Dr. Claudia Wohlfeld-Eckart (Halle, Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt)
Referentin zum Thema: Das Stadtbad Halle als kommunale Einrichtung der Kaiserzeit„Das Kernzeil der Tagung ist sehr gut erreicht worden, nämlich alle Experten zum Thema Stadtbad zu versammeln und die Möglichkeiten darzustellen, wie ein historischer Bau sinnvoll in der Zukunft betrieben werden kann. Besonders interessant fand ich hierfür die Darstellungen der „best practice“ Beispiele und Block 3 mit den Entwicklungspotentialen. Ich hoffe, die geknüpften Kontakte unter den Akteuren zur Zukunftsgestaltung des Stadtbades Halle verstetigen sich und eröffnen neue Sichten auf die Potentiale dieses baulichen Schmuckstücks der Stadt.“
Dirk Suckow (Universität Leipzig)
Referent zum Thema: Das Nordhäuser Stadtbad. Architektur zwischen Hygiene, Sport und Dienstleistung
„Die Tagung habe ich als sehr gelungen empfunden, da sie zum einen hervorragend organisiert war, vor allem aber im inhaltlichen Zuschnitt der komplexen Materie bestens gerecht wurde. Architekten/Bauplaner, Denkmalpfleger, Betreiber/Betriebswirte/Geschäftführer, Kunsthistoriker, Soziologen, Sportwissenschaftler, Stadtplaner und Nutzer vor der umfassenden Sanierung bzw. Neuausrichtung in einen Dialog zu bringen, scheint unbedingt der richtige Weg. Ich hoffe, die zusammengelaufenen Kontakte, Anregungen und Ideen lassen sich nun weiterführen, um in Zusammenarbeit von Bäder GmbH, Förderverein und weiteren engagierten Akteuren den langfristigen Bestand des Stadtbades zu sichern.“
Stephan Arnold
„Das war eine beeindruckend niveauvolle und gut organisierte Veranstaltung! Ihr habt allen Grund zu Stolz und Selbstbewusstsein.“
Steffi Wiebach
„Es war eine tolle Tagung. Sehr interessant und super Referenten. Schade, dass die Beteiligung der Vereine so gering war, die es eigentlich betrifft. Die wissen gar nicht, was sie verpasst haben.“
Roland Kröbner
„Dass der Förderverein für sein bürgerschaftliches Engagement für den Erhalt des Stadtbades soviel Lob bekommen hat, ist berechtigt. Nur in der Rede des OB wurde dies nicht deutlich, was sicher aber keine „Bewertung“ darstellen soll. Auch waren wenig Vertreter der Stadt und keiner der Stadtwerke anwesend. Das stimmt traurig. Dass hier Experten zusammengerufen worden, die dem Konzern Stadt Unterstützung anbieten können, ist doch offensichtlich.“